Sales Tax und Dropshipping

Dropshipping ist zweifelsohne das komplexeste Sales Tax-Szenario. Um die Sales Tax-Implikationen besser zu verstehen, ist es notwendig, den Verkauf in zwei Transaktionen zu unterteilen:

Zum einen den Verkauf vom Seller an den Endkunden, zum anderen den dann im Hintergrund erfolgenden Verkauf vom Großhändler an den Seller. Diese Transaktionen sind gesondert zu betrachten und auch hier kommt es immer darauf an, wer in welchem Staat Nexus hat.

Schauen wir uns nun die beim Dropshipping denkbaren Konstellationen einmal genauer an. Dabei wird davon ausgegangen, dass der benutzte Dropshipping-Großhändler in den USA ansässig ist und von dort aus an Kunden in den USA verschickt. In unserem Beispiel ist der Kunde im Bundesstaat Florida ansässig.

Szenario 1:

  • Kunde aus Florida bestellt die Ware
  • Verkäufer hat keinen Nexus in Florida/Dropshipping-Großhändler hat keinen Nexus in Florida

Einfachstes Szenario: Es fällt keine Sales Tax an, weder bei der Transaktion zwischen Verkäufer und Käufer noch zwischen Verkäufer und Dropshipping-Großhändler.

Szenario 2:

  • Kunde aus Florida bestellt die Ware
  • Verkäufer hat Nexus in Florida/Dropshipping-Großhändler hat keinen Nexus in Florida

In diesem Fall muss der Verkäufer Sales Tax vom Käufer erheben, da er Nexus in Florida hat. Es sei denn, der Käufer ist von der Sales Tax befreit, etwa als Wiederverkäufer oder als öffentliche oder gemeinnützige Organisation, und kann dies entsprechend belegen.

Die Transaktion zwischen Händler und Dropshipping-Großhändler ist, mangels Nexus des Dropshipping-Großhändlers, steuerfrei.

Szenario 3:

  • Kunde aus Florida bestellt die Ware
  • Verkäufer hat Nexus in Florida/Dropshipping-Großhändler hat Nexus in Florida

In diesem Fall erhebt der Verkäufer wie im o.g. Beispiel die Sales Tax vom Käufer, da Nexus vorliegt.

Zusätzlich muss aber auch der Dropshipping-Großhändler Sales Tax vom Verkäufer verlangen, da auch er Nexus hat. Da es sich hierbei jedoch um einen „Sale for Resale“ handelt, also um einen Kauf zum Zwecke des Wiederverkaufs, kann der Verkäufer durch ein Reseller Certificate von der Sales Tax befreit sein. Da der Verkäufer im betreffenden Bundesstaat für Sales Tax registriert ist, verfügt er auch automatisch über ein Reseller Certificate des Staates und kann diese dem Dropshipping-Großhändler vorlegen. Somit fällt für den Verkäufer keine Sales Tax an.

Szenario 4

  • Kunde aus Florida bestellt die Ware
  • Verkäufer hat keinen Nexus in Florida/Dropshipping-Großhändler hat Nexus in Florida

In diesem Fall muss bzw. darf der Verkäufer keine Sales Tax vom Käufer erheben (siehe Szenario 1).

Der Dropshipping-Großhändler wird aber, wie in Szenario 3, den Verkäufer nach einem Reseller Certificate fragen. Da der Verkäufer in Florida jedoch nicht registriert ist (und auch ohne Nexus nicht registriert sein muss), kann er dem Dropshipping-Großhändler in der Regel kein Reseller Certificate von Florida vorlegen, wäre also nicht von der Sales Tax befreit.

Glücklicherweise müssen in allen bis auf zehn Bundesstaaten auch Reseller Certificates von anderen Bundesstaaten akzeptiert werden. Die Ausnahme bilden Kalifornien, Connecticut, Washington DC, Florida, Hawaii, Louisiana, Massachusetts, Maryland, Mississippi und Tennessee. In diesen Staaten müsste also ein Verkäufer ohne anerkanntes Reseller Certificate Sales Tax an den Dropshipper zahlen.

Was bedeutet das für Händler?

Es kann also für einen Händler ökonomisch gesehen Sinn machen, in einem oder mehreren dieser zehn Staaten freiwillig (ohne eigenen Nexus) eine Sales Tax-Registrierung durchzuführen, um ein Reseller Certificate zu erhalten.

Ist der Händler registriert, muss er zwar vom Käufer auch Sales Tax erheben und abführen, was wiederum mit Compliance-Kosten verbunden ist. Diese Kosten dürften jedoch, gerade bei wachsenden Umsätzen, im Normalfall niedriger sein als die Sales Tax, die man ohne Reseller Certificate an den Dropshipping-Großhändler zahlen müsste (je nach Staat und County zwischen 4 und 9 %).

Es ist also für Händler, die Dropshipping nutzen, sehr wichtig, beim Start sowie in regelmäßigen Abständen sowohl den eigenen „ökonomischen Fußabdruck“ als auch den des benutzten Dropshipping-Großhändlers genauer zu untersuchen. Nur so lässt sich eine kosteneffiziente und regelkonforme Aufstellung in den USA gewährleisten.

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